WMDEDGT im Juni

Donnerstag, 5. Juni 2014

"Was machst du den ganzen Tag?" fragt Frau brüllen einmal im Monat und lädt zum Tagebuchbloggen ein.

6.30 Uhr Mir ist kalt und ich bin schlecht gelaunt – das weiß ich irgendwie schon vor dem Aufwachen. Nachdem ich fröstelnd im Bad stehe, kommen noch dröhnende Kopfschmerzen dazu. Ich will ins Bett.

6.45 Uhr Ich bewege mich sehr langsam – das funktioniert bei den Temperaturen wie bei Echsen. Im vorderen Teil der Wohnung angekommen, wundere ich mich über den Temperaturschock. Hier herrschen noch die Eisheiligen. Die Jungs (die Wüstenmäuse) finden das wenig lustig und liegen fiepend und zitternd im Käfig. Ich erkläre ihnen, dass das der Popstar mit einem offenen Fenster verbockt hat, sie interessieren sich nur für das Trostpflaster in Form von Kokosstückchen.

6.50 Uhr Ich beschließe sie mit Körperwärme aufzupäppeln und wecke gemeinsam mit ihnen das Pippikind. Die beiden kuscheln sich unter meinem Wickelkleid zusammen und legen die Ohren wegen Pippis Gemurre an. Darf nicht vergessen, sie vor dem Bürogang zu entfernen…

7.15 Uhr Pippikind will mal wieder nicht Frühstücken. Ich auch nicht. Es ist kein Kaffee da, das Brot neigt sich dem Ende zu. Das Kind will keine Kokosstückchen zum Trost.

7.30 Uhr Abwurf des Kindes an der Schule. Sie beichtet, dass sie an einer 2 in Englisch im Zeugnis vorbeigeschrabbt ist. Ich bin erstaunt, da ich eher mit einer 4 gerechnet hatte.

7.50 Uhr Alle haben Urlaub. Ich will zurück nach Andalusien. Da wars warm. Zumindest ist die Verkehrsdichte ähnlich, so dass ich trotz einspuriger Verkehrsführung auf der Brücke fix im Büro bin.

8.00 Uhr In der Kaffeeküche herrscht schlechte Laune. Irgendwas wegen den Rollos. Ich lege die Ohren an. Alle muffeln heute rum. Zumindest sind meine Kopfschmerzen dank der Pharmaindustrie besser. Die Arbeit teilt sich zwischen angemaunzt werden und Routine auf. Sehr unspannend, aber für meinen Zustand ok.

bis 13 Uhr business as usual. Nur genervter als sonst. Manchmal würde ich gerne laut schreien: "Jungs! Ich hab ne pubertierende Tochter zuhause! Aber ihr übertrefft mit euren Befindlichkeiten alles!!" (Ok, Frust abgebaut)

13.10 Uhr Ich sitze im Auto und telefoniere mit dem Popstar. Wir reden an einander vorbei. Er erzählt von kommenden Bookings und möchte eine Meinung, ich möchte einfach nur rumnölen.

13.30 Uhr Ankunft in der Stadt auf der anderen Rheinseite. Einkaufsliste muss abgearbeitet werden. Ich beginne mit dem Wäschedealer meines Vertrauens. Leider gibt es den pinkfarbenen BH nicht mehr, den ich unter das rosarote Kleid für die Hochzeit am Wochenende haben möchte. Irgendwie sind meine Schultern flutschig gebaut, denn Träger hauen bei mir immer ab! Und ich dachte mir, dass pinkfarbene abgehauene Träger einfach hübscher aussehen als fleischfarbene. Ich entscheide mich für signalrot. Ist auch gut.

13.40 Uhr Kaufhaus. Ich bin entsetzt. Der Weg in die Kurzwarenabteilung lässt Erinnerungen an Sowjetzeiten hochkommen. Ich meine: Wie sind in einem Kaufhaus mitten in Deutschland. Von der Decke hängen Kabel, die Beleuchtung ist halb aus, Beton bröckelt überall. Ich erstehe pinkes Bändchen - dazu aber später mehr.
In der Strumpfabteilung kommt der nächste Teil meiner Hochzeitsoutfitmission: Hautfarbene Netzstrumpfhosen. Diese sind in Italien Grundausstattung. Luftig leicht und trotzdem angezogen. In Deutschland assoziiert man damit sofort Beate U.
Ich stehe also in der Strumpfabteilung und wühle. Nichts. Nada. Alle Marken habe ich durchgeguckt. Da ich in Andalusien ein Exemplar davon getötet hatte (Man kann eine Netztstrumpfhose trotz Riesenloch am Popöchen noch 5 Tage lang unbemerkt tragen!), wusste ich, dass man solche grundsätzlich in Deutschland erwerben kann.
Ich suche nach einer Verkäuferin.
Ich suche weiter.
Vielleicht ist ihr ein Betonbrocken auf den Kopf gefallen?

13.50 Uhr Die Fachverkäuferin meines Vertrauens erscheint. Ich frage höflich. Entgegengeschmettert wird mir ein "Hammanet!"

14 Uhr Das nächste Kaufhaus. Auf meine Frage nach Netzstrumpfhosen werde ich angesehen, als ob ich Dominaoutfits erstehen wollte. Auch hier ein rheinhessisch-knurriges "Hammanet!"

14.15 Uhr Ich bin frustriert und kehre in einem schicken neuen Laden ein, der mein Mädchenherz höher schlagen lässt. Fuchs & Bente dürfen zum Popstargeburtstag ihren Beitrag leisten. Da der Popstar aber mitliest, verrate ich hier mal besser nichts….

14.30 Uhr Noch immer keine Strumpfhosen. Letzter Versuch. Verkäuferin wird gleich gefragt. Wie ihre Kolleginnen errötet sie leicht und fragt eine andere Kollegin, die sie aber nicht versteht. "Waswolle se?" brüllt diese quer durch den Laden. Und da ich ja nun mittlerweile eh meinen Ruf weg habe, brülle ich zurück "NETZ-STRUMPF-HOSEN IN HAUT!"

Sie versteht mich und - oh Wunder!- bringt diverse Exemplare in unterschiedlichen Preisklassen. Ich will alle! Wie ein Eichhörnchen raffe ich sie schnell zusammen (man weiss ja nie, wann wieder Netzzeit am Rhein ist) und es ist mir auch egal, dass sie alle zwei Nummern zu groß sind - sind die Löchlein halt kleiner…

14.45 Uhr Kindergeburtstagsgeschenk kaufen. Ich stehe in einer Buchhandlung vor dem Spieleregal und sehe hilflos aus. Es erscheinen gleich 2 motivierte Mitarbeiterinnen. Ich bin kurz irritiert und möchte "Netzstrumpfhosen!" rufen, besinne mich aber dann doch und murmele irgendetwas Konfuses vor mich hin. Alle Missionen in der Innenstadt erledigt.

15.30 Uhr Ankunft im Heimatort beim Schuster. Er sollte meine rosa Pumps mit Ferseneinlagen versehen, damit ich nicht mehr rausschlüge.

15.45 Uhr Bin ich froh, dass ich pinkfarbenes Bändchen gekauft habe. Die Schuhe passen noch immer nicht und ich beschliesse, sie einfach am Fuß festzuschnüren. Ich werde sowieso tausendmal besser aussehen als im leberwurstgoldenen Kleid von letzter Woche…

16.16 Uhr Pippi kommt heim und befindet meine Einkäufe für durchweg gelungen…
Es folgt ein bisschen rumschreiben, rumbloggen, Einkäufe wegräumen, das Kind bekochen, die Mäuse herzen, rumräumen und jetzt ist es plötzlich

19.15 Uhr Ich werde Pippi den Computer entreissen (äh, grad kommt sie freiwillig). Jetzt wird noch ausgeknobelt, ob sie bei "Run for Children" doch mitläuft, ein paar Blogfotos geschossen und dann werde ich mir die neue Staffel von Weeds ansehen. Man muss ja auf dem Laufenden bleiben, was alternative Jobs für Mütter angeht. Vielleicht kann man dabei ja Netztstrumpfhosen tragen. Hautfarbene!

In diesem Sinne: Stay tuned!


2 Kommentare:

  1. Ich schmeiß mich weg...... was für ein Tag!! Und ab jetzt muss ich vermutlich beim Wort "Netzstrumpfhose" echt an mich halten.... kommt allerdings in meinem Dorfalltag nicht soooo häufig vor. Vermutlich wird das hier in der dörflichen Umgebung noch viel eher mit Beate U. in Verbindung gebracht.....
    Liebe Grüße
    Trudi

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    1. Das wär doch mal eine Herausforderung! Wird nicht oft propagiert, mal seine Komfortzone zu verlassen ;-)?!

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