White Wedding

Das Jahr beginnt im Hause busybee traditionell mit einem Wochenende, an dem sie und Pippi auf einer Hochzeitsmesse aushelfen. Pippi verdient sich ein paar Flocken mit dem Verteilen von Flyern und Frau busybee guckt wischdisch und knipst ein paar Bildchen.
Oder probiert am Nachbarstand die diversen Tortenkreationen. Oder beim Nobelhotel gegenüber die Zartheit ihrer Macarons. Alles sehr spannend. Zumindest die erste Stunde.

Dann bekommen wir Wanderlust und schauen, was die Mitstreiter so alles bieten und wer das rüschigste Brautkleid im Angebot hat. Pippi und Frau busybee sind eher schlicht im Geschmack und so wird meist nur ein einziges Kleid von uns als anziehenswert auserkoren. Die letzten Jahre konnte ich mich den Betteleien von Pippi, ein solches anzuprobieren, glücklich erwehren. Mit steigendem Alter kennt das Kindelein jedoch alle möglichen fiesen Erpressungsversuche (die ich ja niemals anwenden würde!) und gemeine Argumente rund um das Thema wilde Ehe.

Also gut. Dieses Jahr war ich dran.
Der Deal: ich probiere ein Kleid an, darf es aber selbst aussuchen und es wird keine Schaumbaiserwattewunder in Weiß mit Glitzerperlchenstraßbesatz.
Nun ist eine Hochzeitsmesse kein edler Hochzeitsladen mit Riesenkabinen und Prosecco.

Man muss sich das so vorstellen: Eine Heerschar in kanariengelben Kitteln gekleidete Fachverkäuferinnen fangen die Begleitperson ab und setzen sie auf ein Klappstühlchen an einem improvisierten Laufsteg. Die Braut oder die sich als Braut getarnte Frau busybee (gib dich nie als Spionin zu erkennen. Hochzeit ist kein lustiges Geschäft! Und wenn du enttarnt wirst, wirst du mit einer Schleppe nicht unter zehn Metern bestraft!) wird dann mit dem Kleid geschnappt und in einen Verschlag geschleppt.
Dort stehen 35 weitere Damen halbnackt vor weiteren kanariengelben Fachverkäuferinnen und werden in zu große Kleider (das Modell muss ja Größe 34 bis 46 passen) gesteckt. Und mit gesteckt meine ich gesteckt: Mit hunderten Stecknadeln wird das Kleid auf den Leib gezubbelt.

Dann kommt der große Augenblick und du darfst auf den Laufsteg. Alle wartenden Mütter und Schwiegermütter auf ihren Klappstühlchen wollen natürlich was für ihr teures Eintrittsgeld geboten bekommen und da natürlich die eigene Tochter die Schönste ist, werden automatisch alle anderen Bräute aufs kritischste beäugt. Frau Klum ist Weichspüler dagegen!

Frau busybee hat sich tapfer durchgekämpft und elfengleich den Weg bis zu Pippi bestritten. Und wer so tapfer ist, bekommt nicht nur ein "Daumen hoch" vom Kindelein, sondern auch noch ein "du bist die schönste Mama der Welt!" Woaaahhh! Dafür lässt man sich doch gerne mit Stecknadeln an der Wirbelsäule piercen.
Leider war die Kamera vor lauter Begeisterung nicht im Anschlag, so dass wir mit den Bildern weder den Popstar schockieren konnten, noch hier angeben können.
Wen es interessiert: Das Kleid war aus cremefarbener Rohseide. Schmal geschnitten, ohne Schleppe. Amerikanischer Ausschnitt mit einer nougatfarbenen Schärpe mit Stoffblumen.
Frau busybee ist unendlich erleichtert, dieses Thema fürs erste abgehakt zu haben. Mal sehen, was sich Pippi für den Popstar ausdenkt...