Frau busybees erstgeborenes Kind (bis dahin auch das einzige) hat nach einem recht unerquicklichen letzten Jahr (alle Grundschuleltern, denen ein Schulwechsel bevorsteht: Durchatmen, durchatmen!) den Übergang aufs Gymnasium geschafft. Ich war in meiner Naivität bis dahin davon ausgegangen, dass dies so ablaufen wird wie bei mir seinerzeit. Kind ist nicht doof: Eltern entscheiden, dass es auf die Schule XY gehen wird, anmelden, hingehen, fertig. Meine antiquierten Vorstellungen wurden in dem Moment komplett über den Haufen geworfen als ich die Aufnahmebedingungen der gewählten Schule studierte. Hatten wir ja schon Kindergartenplatzvergabe, Musikschulenauswahl und Schulbetreuung (morgens, 6.30 Uhr liiiieeebe ich Vorstellungsgespräche!) gemeistert, war ich der Überzeugung, dass die weiterführende Schule ein Klacks werden wird.
Ich kürze mal an dieser Stelle ab, denn wir haben den Platz tatsächlich an der Wunschschule bekommen (erbeutet aus einer Mischung aus Notendurchschnitt, Schulweg, Eindruck der Eltern, Sportverein des Kindes und regionalen Mundartkenntnissen) und ich würde vom Hölzchen aufs Stöckchen bei diesem Thema kommen.
Nun, wir sind jetzt Gymnasium. Jawohl: WIR. Ich hatte gehofft, dass dieses Thema für MICH abgeschlossen sei, aber das war wohl ein frommer Wunsch.
Pippi hat die Hardcoreversion der Schule abbekommen - Ganztagsschule und G8. Meine Vorstellung sah so aus, dass ich sie morgens um 7.30 Uhr fröhlich winkend auf dem Fahrrad verabschiede, 9 Stunden lustige Texten verfasse, sie um 16.30 Uhr entspannt empfange und wir dann ein bisschen über die Schule plaudern und noch ein paar Vokabeln üben...
HA! HA!
Um 7.30 Uhr schaue ich Pippi mit bangem Blick hinterher, wie sie sich in den fließenden Berufsverkehr einordnet. Die erste Ecke stehe ich noch auf der Straße, die 2. Ecke schaffe ich meistens nicht, da ich sonst selbst vom Auto erfasst würde. Dann muss ich mir erst mal Sorgen machen, ob es zu heiß, zu kalt oder zu nass für ihr aktuelles Outfit ist. Und ob das Schwimm-, Leichtathletik-, Musicalzeug dabei ist und ob der Essenschip auch im Rucksack lungert.
Dann arbeite ich brav (und bestelle ich Essen für die nächsten Wochen, Diktatübebücher und die 76 Spezialhefte, die noch gebraucht werden).
Um 16.30 Uhr nehme ich ein Kind entgegen, dass es kaum mehr die Treppe hoch schafft. Geschweige denn in Plauderlaune ist. Aus den 4 Wochen, die wir jetzt Erfahrung sammeln durften, weiß ich jedoch, dass nach einer Pause meine in vielen Folgen "24" erlernten Erpressungs- und Foltermethoden herausgeholt werden müssen.
Pippi würde den perfekten Agenten abgeben. Verschwiegen bei den wichtigen Dingen, nicht erpressbar und existenzielle Dokumente werden sofort vernichtet.
Wenn ich dann irgendwann weiss, dass am nächsten Tag ein Test ansteht und ich am selbigen Abend noch zu einem Elternabend gehen soll, bin ich schon erledigt. Dann kommen noch Vokabeln üben und Hausaufgaben überprüfen bei einem schlecht gelaunten Kind. Und dann ist Bettgehzeit.
Und da war sie noch nicht bei den Pfadfindern oder beim Klavier (mehr gibts bei uns nicht mehr). Achja, und eine Rechtschreibschwäche haben alle Kinder von unserer Grundschule. Und die muss natürlich auch abends noch ausgeglichen werden. Und Schreibschrift üben, weil Einheitsschrift nicht schnell genug ist. Und schnell noch ein Modell von einer Zelle basteln (Bio, nicht Knast!).
Ich hoffe, dass sich das noch einspielen wird und ich das Abi nicht noch mal komplett mitmachen muss...
Herrlich geschrieben und ich hoffe doch sehr, dass es eine Satire ist.
AntwortenLöschenIch kann nur hoffen, dass meine Tochter, wenn sie denn in vier Jahren zur Schule kommt, kein G8 mehr vorfinden wird. Da kann man nur von Glück reden, wie unsere Schulzeit damals war.
Hab einen schönen Tag,
Teresa
P.S: ein "24"? Ich auch, wobei ich die letzten Staffeln nicht mehr so gut gefunden habe. Doch die ersten drei - klasse.
*lach
LöschenManchmal wünschte ich, es wäre mehr Satire ;-)...
Und bei 24 bin ich ganz deiner Meinung!
Hallo Sonnenschein!
LöschenDeine Tochter kommt in 4 Jahren in de Schule...und da weißt du jetzt schon, dass sie dann nach der Grundschule aufs Gymnasium kommt! Respekt!!
Ja, lustig geschrieben, aber keine Satire, wahrlich nicht. Hier spricht Mutter einer frischen Oberstufenschülerin. Ja, mehrere Etappensiege liegen hinter uns. Auf dem vor euch liegenden Weg kann ich folgende Erfahrungswerte zum besten geben: Es wird nicht besser. Kind sollte sich an konsequentes "am Ball bleiben" gewöhnen, jede Vokabel ist wichtig, es kommen noch Stunden dazu, AG ist nicht immer ein Spaß, die Schultasche wird nicht leichter, zu wenig Zeit zum Essen in den Pausen, bei minus 5 Grad reicht die Jeansjacke doch aus und ein Schal ist unnötig, wartet nur ab... Und noch etwas: Manchmal muss auch das sein: Buch zu klappen und den Befehl geben für Seele baumeln lassen und Spaß haben... Ganz liebe Grüße susanne
AntwortenLöschenIch übe mich in Gelassenheit und Konsequenz. Beides funktioniert noch nicht wirklich super...
LöschenAber danke für deine lieben Worte
leider keine satire, sondern leider realität.
AntwortenLöschenwir sind in woche 2. bisher ging alles noch erstaunlich geschmeidig, aber ich harre schon ängstlich der dinge die da kommen.
oh mann.
liebe grüße von frau p.
huhu liebe nic!
Löschenich drück dir die daumen, dass es so bleibt (und beneide dich mal eine Runde)
LG in den Norden
Sabine
Hi hi hi - so isses! Schule ist doof - egal ob mit 14 oder mit 40 - ich sags ja immer (wenn ich mal Zeit habe zwischen all dem Schulzeugs) Ich stelle aber fest, dass du sehr gut im Rennen bist "... bestelle das Essen für die nächsten Wochen..." Wir schaffen das hier höchstens wochenweise und manchmal vergessen wir es ganz und die armen Kinder müssen hungern. Viel Spaß noch und ganz herzliche Grüße
AntwortenLöschenich habe ein Abo eingerichtet :-) Jetzt darf der Essenschip nur nicht daheim auf dem Schreibtisch liegen bleiben...
LöschenLG von Sabine
Auch wenn das jetzt doof ist, das ist erst der Anfang ;-)
AntwortenLöschenich habs befürchtet :-)
Löschen"Ich hoffe, dass sich das noch einspielen wird und ich das Abi nicht noch mal komplett mitmachen muss..."
AntwortenLöschenTrugschluß! Genau DAS erwarten elitäre Gymnasien von den Eltern (auch von den voll berufstätigen) ihrer Schüler ("Ja wußten Sie denn nicht, daß man die Tube Uhu extra klebrig drei Wochen im Voraus beim Schreibwarenladen bestellen muß, in userer Sporthalle keine Turnschuhe mit Sohlen aus Polyethanstyrophenolchlorid erlaubt sind und die Aufnahmen der Blockflötenhausaufgaben jeweils einzeln auf einen CD Rohling gebrannt werden müssen?").
Beste Grüße vom Bildungsindividualist - der zu seinen Schulzeiten behaarlich das Erlernen der Namen der Mägen eines doofen Rindviechs und frommer Bibelsprüchlein verweigert hat, dafür aber beim Ausweichen vor der Pausenaufsicht während des Rauchens in der Pause auf dem Schulklo und beim Einbringen außerschulischer EDV-Kenntnisse im Informatik Unterricht außerordentlich erfolgreich war.
klingt ganz erfolgreich. Naja, wir sind noch im Uhu-kleber-programm... :-)
LöschenLG
Bitte beachten: Auch dieses scheinbar triviale Programm ist in seinem didaktischen Algorithmus nicht frei von überraschenden Iterationen. Scheinbar geschickte Sammelbestellungen mit anderen Eltern ("Wenn Sie gleich einen ganzen Karton Uhu extra klebrig bestellen, dauert es nur eine Woche") können sich als schulischer Rohrkrepierer par excellence erweisen, wenn im Bastelunterricht die Klasse in zwei Gruppen unterschiedlichen Inhalts - und adhäsiver Vorgehensweise - aufgeteilt wird und eine frisch gebackene Kunstpädagogin Ende 20 ihr berufliches Profil dergestalt zu schärfen versucht, indem sie mit Epochalnoten des unteren Skaladrittels eher unüberlegt umgeht.
LöschenWenn ich mich so lange festlese, muss ich auch kurz einen kleinen Kommentar abgeben....
AntwortenLöschenSo nett geschrieben, Frau Busybee, HERRLICH.
Ach ja, und unsere Männer tragen exakt dieselben Socken. Faszinierend.
Liebe Grüsse!
hihi, nicht, dass wir sie irgendwann mal verwechseln...
LöschenLG von Sabine