Was haben Putzschwämme und Lauchstangen gemeinsam?

Sonntag, 2. März 2014

Helau!
Seit gestern kommen wir nicht mehr drumrum - der Faschingswahnsinn hat Mainz so in den Fängen, dass sogar wir Karnevalsmuffel irgendwie immer involviert sind.
Nachdem Pippi an den närrischen Tagen keine Schulpflicht mehr hat (jaaa, sowas gibt es nur in Mainz! Und Schulpflicht bedeutet hier: Mitlaufen im Umzug!), ist sie zur Oma, um dort in mindestens zwei Umzügen zu zeigen, was eine echte Mainzerin so drauf hat.

Da der Popstar das karnevalistische Fach nicht bedient, hat er Pause.
Und so konnten wir gestern in aller Ruhe der Zugaufstellung 100 Meter vor unserem Hoftor beiwohnen, betrunkenen Studenten gegenüber zujubeln und dann dem Zug, der direkt bei uns startet, winken. Gediegen mit einem Gläschen Sekt.

Was uns jedoch wunderte: Wo waren all die Zuschauer, die sich sonst die Jahre immer auf der Straße knubbelten? Am Wetter konnte es jedenfalls nicht liegen. Und der Zug dauert in der Regel von der Erstürmung des Rathauses bis zum letzten Bollerwagen ca. 40 Minuten (wir sind ja nur ein Stadtteil und das ist die Genaralprobe für den großen Rosenmontagszug).

Der Zug nahm seinen Lauf.
15 Minuten später machte sich ein bisschen Enttäuschung breit, weil es ziemlich wenig Kamelle gab - lag aber daran, dass die ersten beiden Kindergärten sie lieber selbst gegessen haben als zu werfen.
20 Minuten später - die Grundschule.
Dann Kindergrippe, Kindertagesstätte, betreuende Grundschule. Wir haben einen Großvorrat an Müsliriegeln. Sehr korrekt, sag ich nur!
40 Minuten später. Lustige Männer und Frauen in weißen Leggins (ihr wisst schon...), die Putzschwämme werfen. Putzschwämme????
50 Minuten später: Kindergärten - katholisch, evangelisch, zugezogen. Wieder Müsliriegel und Äpfel.
65 Minuten später: Nimmt das kein Ende? Der Veteranenverein vom Nachbarort dämpft mal kurz die Stimmung in gediegenem Schwarz mit Trauerflor.
75 Minuten später: Lauchstangen, Kartoffeln und Möhren fliegen von Wägen. Ich bekomme ein bisschen Angst.

Nach 90 Minuten ist der Spuk vorbei.
Ich habe die Zutaten für eine Gemüsesuppe und kann danach die  Küche putzen. Pippi wird über die Müsliriegel nicht erfreut sein - die Bonbons hat der Popstar gemampft.

Außerdem weiß ich jetzt, dass es bei uns im Ort keine Probleme mit mangelndem Nachwuchs gibt und offensichtlich gibt es auch genügend Betreuungsplätze. Was die seltsame Verteilung Zuschauer/Mitlaufende  und die leeren Straßenränder erklärt.

In diesem Sinne: Ein dreifach donnerndes Helau!
Und lieber Popstar: Das heisst hier "Helau!" und nicht "Mannem Ahoi!" (nur so am Rand: das sagt man in Mannheim und nicht in Hamburg, wie man meinen sollte...)

1 Kommentare:

  1. Ach wie schön ... Gemüsesuppen-Zutaten beim Fassenachts-Umzug. Da merkt man, das Slow Food nun wirklich überall einzieht. ;-)
    Ich bin auch kein Fastnachter, wohne aber auch etwas außerhalb von Mainz, da wird man nicht ganz so genötigt, dabei zu sein.
    Schöner Bericht!
    Liebe Grüße
    Melanie

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