Fürs Ärschle

Montag, 21. September 2009

Ich lag gestern in der Badewanne und versuchte mir zum hundertsten mal, unser Bad hübsch zu denken. Ist es aber nicht. Da kann ich noch so viel Badezusatz inhalieren. Der einzige Vorteil: Es ist groß!

Glücklicherweise habe ich einen toleranten Vermieter, der mir erlaubte, die bahamabeigen Fliesen mit startenden Kranichen mit weißer Fliesenfarbe zu übertünchen. Ist ganz okay. Aber halt nur okay, weil die netten Studenten, die mir dabei geholfen haben, die Kombination aus Ramadan und starken chemischen Dämpfen nur leidlich verkraftete haben. Irgendwann wurds dann halt nur noch okay...



Nunja, während ich versuchte eine Lösung für die stockdustere Dusche zu finden (Kommentar von Pippi: Mach doch die Augen einfach zu beim Duschen, dann ist eh dunkel!), fiel mir ein, wie unglaublich luxuriös mir das Bad meiner Großeltern immer vorkam.



Es gab 3 Faktoren, die mich absolut begeisterten:

1. Hellrosa Armaturen. Nicht die üblichen 70er altrosa Versionen!

2. Luki.luft. Die riesigen Sprühdosen mit Flieder- oder Tannenduft hatte ich bis dato noch nirgends gesehen. Riiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeesige Dosen mit bunten Bildern und einem Duft, der einem für den Rest des Tages schöne Bildchen erzeugte.


und

3. Babyrosa und hellblau Frotteeware. Und an der Stelle, wo die Handtücher heutzutage im Trockner einschnurren, dort wo kein Flausch ist, waren sie bestickt. Die rosa Exemplare mit Röschen und die hellblauen mit Vergissmeinnicht.

Die Bordüren zeigten im Regal immer ordentlich wie die Soldaten nach vorne und zeigt jedem: Hier gehts sehr führnehm zu!

Besonders faszinierten mich jedoch 2 Haken neben dem Waschbecken, die das Edelambiente etwas störten. Dort hingen 2 Waschlappen, die zwar ebenso rosa und hellblau bestickt waren, aber statt Blumenranken den eindeutigen Nutzungsort proklamierten: "Fürs Ärschle" und "Fürs Göschle". Ersteres muss ich dem Hessischen Unkundigen wohl nicht übersetzen, letzeres ist die Verniedlichung von "Gosch" und bedeutet "Mund" und in diesem Fall "Gesicht".

Ich habe mal in einem Unternehmen gearbeitet, in dem uns sehr deutlich gemacht wurde, wann man welche Haushaltsoberflächen wie und wie oft zu reinigen und welche Wäsche wie oft gewechselt und wie heiß gewaschen werden muss. Bei einem Waschlappen fürs Gesicht bin ich mir grad nicht sicher, den für die Intimhygiene hätte ein sofortiges Kochen ereilt. Ob das die Stickerei überstanden hätte? Die Faszination des Grauens macht sich bei mir breit, wenn ich mir darüber Gedanken mache, wer diese edlen Teile wie nutzte und wie lang sie dort im Schnitt so hingen...

Ein Luxusbad war es trotzdem! Zumindest damals für mich.

Ich hülle mich dann mal nach dem Bad in ein frisch gewaschenes Handtuch und denke über weitere Highlights aus dem Haus meiner Großeltern nach.

Fällt mir doch glatt ein überlebensgroßer Porzellanfuchs ein, den man bepflanzen konnte...




3 Kommentare:

  1. nicht zu vergessen: die klofußumpuschelung und die pozellanenen bärchentoilettenreinigungsutensilien mit goldrand ( nicht fürs göschle, garnicht). gern auch die zahnpastatubenwickelmaschine und -ich hab sowas nie wieder gesehen- das wiederverwendbare metallohrensäuberungsstäbchen mit wattegreifer. praktisch und formschön. jaja, unsere altvordereren, immer mal wieder gut für wohlig-prickelndes schaudern.

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  2. hui, ja, die Klobrillenpuschel! Wofür sind die eigentlich gut???

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  3. die klobrillenpuschel sind wohl für angenehmes sitzklima.
    die klofußumpuschelung (also das kleine u-förmige flokatiläppchen in farblicher abstimmung zum restwahnsinn) machte die lange sitzung auch an den unbeschuhten füßchen sehr heimelig. das war noch abortkultur mit sternchen. nicht immer dieses hibbelige kaltkaltkalt-und-schnell-weg-hier aus grauem heute.

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