Es wird nicht mehr lange dauern und Pippi wird feststellen, dass ihre Mutter sehr viele unglaublich peinliche Dinge über Sie ins Netz gestellt hat. Lustige Geschichtchen, tollpatschige Gegebenheiten – all das, was ein Teenie totpeinlich findet. Selbstverständlich wird sie deswegen später einen Therapeuten benötigen. Statt einen Sparvertrag für den Führerschein oder das Studium, wären Therapeutengutscheine wahrscheinlich eine Währung, die die nachfolgende Generation bei ihren vermeintlich jungen Eltern, bestimmt gerne hätten.
Aber es ist ja nicht so, dass unsere Eltern weniger peinlich gewesen wären. Es gibt da so eine Rangliste an Dingen, bei deinen ich noch immer peinlich berührt bin und mir auch heute nur schwer vorstellen kann, was meine Eltern da geritten haben mag (im Nachhinein versteht man ja ab und Dinge sehr viel besser – macht man den gleichen Blödsinn doch jetzt mit seinen eigenen Kindern).
Auf Platz eins steht das Thema Jogginganzug
Ich war schon immer klein, zeitweise pummelig und Leichtathletik habe ich gehasst. Deswegen hab ich auch Ballett gemacht. Nun gab es ja jedes Jahr die unvermeidlichen Bundesjugendspiele, die im regnerischen Herbst im Hochtaunus ausgetragen wurden. Jogginganzug war also Pflicht, wenn man nicht erfrieren wollte.
Nun war meine Mutter der Ansicht, dass Ballett und Ballettausstattung schon teuer genug wären – da braucht das unsportliche Kind nicht noch einen Jogginganzug, der den Rest des Jahres im Schrank verschimmelt.
Fräulein busybee jammerte jedoch wegen des Kältetodes und so brachte die Mutter etwas unglaublich Kreatives mit nach Hause: Einen grauen Herrenschlafanzug. „Nun“, meinte das Muttertier, „er ist grau, hat eine große Zahl vorne drauf und geht eindeutig als Jogginganzug durch und danach kann er immer noch als Schlafanzug aufgetragen werden.“
Hallo? Halloooooooo? Ich hätte mich auf dem Boden wälzen, kreischen oder krank werden können – der Schlafanzug war beschlossenen Sache, meine Mutter kam sich unglaublich pfiffig vor und Frau busybee wurde noch in der ersten Minute auf dem Sportplatz enttarnt.
Himnmel, war das peinlich.
Als Fräulein busybee dann total verquollen (tränenüberströmt klingt natürlich besser, aber wenn man stundenlang geweint hat, ist man halt einfach nur noch verquollen) nach Hause stolperte, hatte die Mutter dann doch Erbarmen.
Fräulein busybee witterte dabei DIE Chance auf einen echt coolen Jogginganzug einer wirklich angesagten Marke. Was sie aber bis dahin anscheinend immer noch nicht gelernt hatte: Lass Mutter nie alleine einkaufen. Heim kam sie zwar mit DER damaligen Inmarke (Le Coque sportif), aber ich hätte ahnen müssen, dass auch in diesem Fall das praktische Denken meiner Mutter oberste Priorität hatte.
Der Anzug war drei Nummern zu groß (kann das Kind noch reinwachsen - leider wuchs das Kind nicht mehr) und neon-orange. Neon-orange ist so ziemlich die einzige Farbe, die mir absolut überhauptkeinbisschen steht. Und während Sportkleidung heute federleicht, atmungsaktiv und fluffig ist, waren Jogginganzüge in den 80ern aus dickem Sweatstoff. Man stelle sich also vor, wie super ich in einem Anzug aussah, der farblich katastrophal war und sich nicht nur an den Knöcheln etwas schobbte, sondern bis zu den Oberschenkeln hoch in Falten gelegt war...
Ein Traum…
Habt ihr auch so tolle peinliche Erlebnisse?