Pragmatischer Ansatz

Mittwoch, 30. September 2009

Pippi Langstrumpf hat einen Verehrer.
Was ihn auszeichnet ist seine Beharrlichkeit und sein Wille, auch dann meine Tochter zu lieben, wenn sie ihn mit Missachtung straft oder ihn zum Basteln zwingt. Nach Aussage seines Vaters ist er ein absoluter Bastelhasser und nur unter Zwang bereit, solche Dinge anzufertigen. Zu unmännlich alles.
Um so erstaunlicher war der in einem selbstgebastelten Umschlag liegende Liebesbrief. Mit Flammenherz und allerlei Deko, zum Aufklappen mit Popup. Ich bin dahin geschmolzen! Pippi fands so ganz okay, hat aber den darin formulierten Heiratsantrag nur mit Zögern angenommen.
Was ich aber noch spannender fand:
Aus dem Umschlag fiel noch ein kleines Zettelchen mit "A. liebt dich sehr". Ich bin irritiert. Ist das jetzt ein anderer Jüngling?
"Ja, schon!", antwortet Pippi. "Der A. meinte, dass der H. sich schon so viel Mühe mit dem Umschlag gegeben hätte, das würde er dann gerne mitnutzen."
Pragmatischer Ansatz.

Heute morgen meinte sie dann, sie müsse kein Frühstück mitnehmen, weil sie in der Schule keinen Hunger mehr habe. Ganz besorgte Mama hake ich nach und fahnde nach Schulstress oder ähnlichem.
"", meint sie, "aber immer wenn die beiden Jungs sich um sie prügeln, würde ihr der Appetit vergehen. "Dann knallt einer mit dem Kopf noch auf den Boden und dann mag man halt nix mehr essen, oder Mama?"
Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Und ich muss mir was einfallen lassen, dass das Kind nicht verhungert und ein braver rheinhessischer Vorort nicht zur Bronx wird.

Rubbelschrubbel

Montag, 28. September 2009

In meinem Nacken sind offene Wunden.



Naja, Hautabschürfungen.



Gut, dass Frau eine großzügige Sammlung an Tüchlein hat. Gegen Knutschflecken, Pestbeulen und eben Hautabschürfungen.






Aber von vorne:



Am Samstag waren der Popstar und ich mal wieder zusammen aus. Das kommt ziemlich selten vor, weil der Popstar wie ja schon erwähnt, an den Wochenenden meist arbeitet. Ich geh ja ab und an mal mit, aber da steh ich ja nur irgendwo rum und schau zu, wie er Shirts verliert ;-).
Solche Veranstaltungen sind meist extrem anstrengend für ein Mütterchen wie mich, weil ich meistens nix Passendes zum Anziehen habe, irgendjemand immer meint, dass ich nur betrunken sehr glücklich sein könnte und 5 Uhr oder 6 Uhr morgens nicht meine favourisierte Bettgehzeit ist. Denn wer sonst um diese Zeit langsam wach wird, hat Schwierigkeiten länger zu schlafen. Also schleppe ich mich an den Folgetagen ermattet von A nach B und schwöre mir, ihn demnächst mal zu zwingen mit MIR zur Arbeit zu kommen.







Also Samstag: Pippi ist versorgt und welch glückliche Fügung: Auf den freien Abend fällt eine Partyeinladung. Ich umschreibe die Veranstaltung mal so: Lauter hippe, junge Menschen oder welche, die sich dafür halten, die wegen der lauten Musik nur schwer miteinander kommunizieren können. Und weil man hip ist, gibts natürlich ein Motto: WhiteNight. Ich hasse es! Ich hasse es wirklich!


Jede Dorfdisco hatte dieses Motto mittlerweile, weil man dann im Schwarzlicht so schön leuchtet. Ich kürze mal an dieser Stelle ab: Samstagmittag gabs eine kurze Kleiderkrise, die mit einer mehr oder minder erfolgreichen Shoppingtour beendet wurde. Ich war weiß gekleidet. Schneeweiß, weil jedes Abrutschen ins Beige unter Schwarzlicht total Banane aussieht.


Der Popstar ist ja für solche Veranstaltungen bestens gerüstet, weil das ja quasi Arbeitskleidung ist.


Ein abge** Loft in einer großen Stadt. Ich bin kurz vorm Kollabieren, als wir endlich in Etage 200 (gefühlt) ankommen. Die Party ist wie ich sie oben schon beschrieben habe.
Nichtsdestotrotz amüsieren wir uns, bemühen uns kein Chickencurry auf unser weißes Outfit zu sabbern und üben uns in der hohen Kunst des Smalltalks. Irgendwann ist es spät, sehr heiß und ich ein bisschen beschwipst. Ich fühl aber schon, dass der Grad zwischen "coole Party, lass uns ins Bett fallen und nett ausschlafen" gekippt ist zu "Boah, ich vertrag keinen Rauch mehr, mir ist dusselig, warum übergibt sich die Frau neben mir und hoffentlich wirds morgen nicht ganz arg schlimm".



"Morgen" war ganz arg schlimm.


Zu hell, zu laut und arg kopfwehig. Kinderbespassung findet nur unter Aufgebot aller Kräfte und eier Riesendosis Ibuprofen statt.



Ich fühl mich arg verspannt und immer wenn ich in diesem Stadium bin, kommt "Fluffi" ins Spiel. Fluffi ist ein netter Mitbewohner mit Verbrennungen 3. Grades an der Schnauze, weil er eigentlich nur mikrowellengeeignet ist und heimlich einen Ausflug in den Backofen gemacht hat. Jetzt trägt er 3 Pflaster und darf nur noch auf dem Drehteller seine Runden fahren. Manchmal denk ich mir, dass wir nur wegen Fluffi eine Mikrowelle gekauft haben...



Fluffi stinkt auch immer etwas, wenn er richtig heiß ist: Nach sich auflösenden Pflastern, feuchtem Dinkel und Lavendel - was er halt so im Magen hat, um verspannte Muskeln wieder geschmeidig zu machen.

NAJA, ein bisschen ist Fluffi an meinem derzeitigen desolaten Zustand mitschult - er ebnete den Weg für das Nackenmassaker vom Popstar (ha, jetzt ist raus!). Also, Fluffi richtig heiß in den Nacken bis er knallrot ist. Und weils nicht sonderlich hilft, wird das schweinchenrosane Fleisch noch ein bisschen vom Popstar gerubbelt. Ein bisschen zu viel. Was sich am Anfang nur arg heiß anfühlt, entpuppt sich am nächsten Tag als großflächige Verbrennung mit Hautabschürfung.

Zu viel Rubbelschrubbel!



Fürs Ärschle

Montag, 21. September 2009

Ich lag gestern in der Badewanne und versuchte mir zum hundertsten mal, unser Bad hübsch zu denken. Ist es aber nicht. Da kann ich noch so viel Badezusatz inhalieren. Der einzige Vorteil: Es ist groß!

Glücklicherweise habe ich einen toleranten Vermieter, der mir erlaubte, die bahamabeigen Fliesen mit startenden Kranichen mit weißer Fliesenfarbe zu übertünchen. Ist ganz okay. Aber halt nur okay, weil die netten Studenten, die mir dabei geholfen haben, die Kombination aus Ramadan und starken chemischen Dämpfen nur leidlich verkraftete haben. Irgendwann wurds dann halt nur noch okay...



Nunja, während ich versuchte eine Lösung für die stockdustere Dusche zu finden (Kommentar von Pippi: Mach doch die Augen einfach zu beim Duschen, dann ist eh dunkel!), fiel mir ein, wie unglaublich luxuriös mir das Bad meiner Großeltern immer vorkam.



Es gab 3 Faktoren, die mich absolut begeisterten:

1. Hellrosa Armaturen. Nicht die üblichen 70er altrosa Versionen!

2. Luki.luft. Die riesigen Sprühdosen mit Flieder- oder Tannenduft hatte ich bis dato noch nirgends gesehen. Riiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeesige Dosen mit bunten Bildern und einem Duft, der einem für den Rest des Tages schöne Bildchen erzeugte.


und

3. Babyrosa und hellblau Frotteeware. Und an der Stelle, wo die Handtücher heutzutage im Trockner einschnurren, dort wo kein Flausch ist, waren sie bestickt. Die rosa Exemplare mit Röschen und die hellblauen mit Vergissmeinnicht.

Die Bordüren zeigten im Regal immer ordentlich wie die Soldaten nach vorne und zeigt jedem: Hier gehts sehr führnehm zu!

Besonders faszinierten mich jedoch 2 Haken neben dem Waschbecken, die das Edelambiente etwas störten. Dort hingen 2 Waschlappen, die zwar ebenso rosa und hellblau bestickt waren, aber statt Blumenranken den eindeutigen Nutzungsort proklamierten: "Fürs Ärschle" und "Fürs Göschle". Ersteres muss ich dem Hessischen Unkundigen wohl nicht übersetzen, letzeres ist die Verniedlichung von "Gosch" und bedeutet "Mund" und in diesem Fall "Gesicht".

Ich habe mal in einem Unternehmen gearbeitet, in dem uns sehr deutlich gemacht wurde, wann man welche Haushaltsoberflächen wie und wie oft zu reinigen und welche Wäsche wie oft gewechselt und wie heiß gewaschen werden muss. Bei einem Waschlappen fürs Gesicht bin ich mir grad nicht sicher, den für die Intimhygiene hätte ein sofortiges Kochen ereilt. Ob das die Stickerei überstanden hätte? Die Faszination des Grauens macht sich bei mir breit, wenn ich mir darüber Gedanken mache, wer diese edlen Teile wie nutzte und wie lang sie dort im Schnitt so hingen...

Ein Luxusbad war es trotzdem! Zumindest damals für mich.

Ich hülle mich dann mal nach dem Bad in ein frisch gewaschenes Handtuch und denke über weitere Highlights aus dem Haus meiner Großeltern nach.

Fällt mir doch glatt ein überlebensgroßer Porzellanfuchs ein, den man bepflanzen konnte...




Wäschiwaschi






Der Popstar ist wieder da!

Der Popstar ist ja grad an den Wochenenden meist nicht in der Nähe von Heim und Herd und so ist die Freude dann doch immer groß, wenn er daheim einläuft.
Groß sind meist auch die Wäscheberge, die er mit sich bringt.
Dafür gibt es unterschiedliche Gründe:
Zum einen weiß er ja nie, was genau an Outfit vom Veranstalter gewünscht wird und wenn er´s weiß, weiß er ja noch nicht, wie er sich abends fühlen wird und welches Outfit dann passt.

Außerdem kann man sich zwischendurch noch alles durchs Rumkriechen in Kabeln oder durch Traversenklettern kaputt machen oder total einsauen. Also besser mal ein Hemdchen mehr in die Tasche gepackt.

Dann besitzt er ja einen Kleiderschrank voll Zeugs, der den meinigen magersüchtig daneben erscheinen lässt. Und die Sachen wollen ja mal frische Luft sehen. Also 2 Extrateile dazu. Dann noch Anzug für offizielle Veranstaltungen. Und passende Schuhe. 3 Paar minimum, da diese ja outfitabhängig sind.

Und jetzt fehlt noch das Wichtigste: 5 Tanktops und 5 Langarmshirts, natürlich in schwarz.
Boah, wird der geneigte Leser denken, muss der schwitzen! Neeee, das ist die Shirtersatzbank. Davon werden auch nicht alle den Weg heim finden.

Der Popstar hat einen festen Liefervertrag mit den Außerirdischen, die auch Socken aus Waschmaschinen entführen. Wenn ich mit ihm unterwegs bin, versuche ich dezent herauszufinden, wohin die Shirts gelangen - ohne Erfolg. Trikottausch mit anderen Künstlern? Oder Souvenirs für Schwitzeshirtfans?

Was nicht an ihm angetackert ist, geht früher oder später verloren. Eigentlich wie bei Pippi Langstrumpf. Mit 7 Kleidungsstücken angetan verlässt sie morgens das Haus. Mit 5 kommt sie zurück. Täglicher Schwund wegen Schweißausbrüchen, Tauschaktionen, Vergeßlichkeitsatacken oder Turnstunden, die klares Denken beim Anziehen unmöglich machen.

Zurück zum Thema:
Riesiger Klamottenwust in Tasche, minus Shirts.
Tasche kommt zurück und ALLES kann in die Wäsche. Denn: Alles wurde nicht nur wild reingestopft, sondern auch noch mit Schuhen vermischt und luftdicht in einer Kunstledertasche aufbewahrt. Die Tasche sieht zwar sehr cool aus, wie jeder aber schon von Schuhen her weiß: Kunstleder atmet nicht, verursacht also Schweißfüße, bzw. supermuffelekel Klamotten. Auch wenn sie ungetragen sind.

Sonntags ist also immer Waschmarathon und montags allemeines Durchzählen. Im Kleiderschrank vom Popstar und bei Pippi.
Ich sollte mal ohne Bluse aus dem Büro heimkommen?

Werbewirkung II

Samstag, 19. September 2009

Heute schon wieder: Stehen an der Ampel. Lesen der Aufschrift der Werbedrucke des Autos vor mir: 
Textinterpretation und Bibelübersetzung.
Ich bin begeistert!
Weiss ich doch jetzt, an wen ich mich wende, wenn mir dann doch mal ein original Bibelmanuskript zugespielt werden sollte. Ist schon blöd, wenn man abends im Bett beim Schmökern immer ins Stocken kommt.
Was macht diese Agentur eigentlich, wenn grad keiner mit einer Papyrusrolle vor der Tür steht? Hausaufgabenhilfe deluxe?

Werbewirkung Teil 1

Donnerstag, 17. September 2009

Ich fahre seit geraumer Zeit immer mal wieder durch meine Lieblingsbaustelle auf einer der großen Hauptautobahnen im Rhein-Main-Gebiet. Und da das viele andere auch tun, stehen wir da auch öfter Mal gemeinsam rum, begucken neue Verschalungen, lassen uns morgens von gleissenden Scheinwerfern blenden und schneiden uns, wenn sich eine Lücke auftut. Wär sonst ja langweilig.
Und weil es mir nie langweilig wird, alles mögliche Zeug zu lesen, was mir so vor die Linse springt, bin ich natürlich offen für jegliche Werbebotschaft. Also LKW mit lustigen Sprüchen zum Thema Beton und so. Jetzt hab ich grad wieder sowas gelesen und ich muss den Werbetreibenden eins lassen: Die Botschaft hat sich in meinen Kopf eingebrannt. Ich will jetzt auch so was! Bedarfserweckung nennt man das in Werberisch. Doof ist, dass ich dafür echt keinen Bedarf habe. Kennt man als Frau ja. Man braucht nicht wirklich 34 Paar Schuhe.
Aber was mach ich mit dem Slogan, der bei der Tunneleinfahrt steht: Brückenverleih! Rufen Sie an!

Demoskopie

Ich habe heute folgender spannender Unterhaltung gelauscht:

"Die Udde hat jetzt auch en Kleenes"
"Och, wie heissts denne?"
"Nölle!"
"Och, scheee"

Hui, denk ich mir. Seltsame Namenswahl. Man merkt, wir sind in der Stadt der Publizisten und Fernsehschaffenden! Eine Hommage an die Grande Dame der Demoskopie, Frau Dr. Dr. Noelle-Neumann-Maier-Leibnitz? Während ich erstaunt die beiden Damen mustere, wird die Unterhaltung fortgesetzt:

"Ja, nur die Schreibweise ist so schwierig. Die schreiben die Kleene mit "OE". Neumodischer Kram!"

Während bei mir kurz verschiedene Themen zur Meinungs- und Massenforschung durch den Kopf sausen, muss ich kurz innehalten. Wer ist denn jetzt hier auf dem Holzweg? Die gute Frau Doppeldoktor, die mit Ö gesprochen wird oder die Ur-Meenzer-Damen, die das Französische ja durchaus im Sprachgebrauch gewohnt sind. Ich bin verwirrt. Schieb es auf das Pfeiffrische Drüsenfieber, das in mir brodelt und bin in dem Moment einfach froh, dass mein Kind nicht Zö heisst...

Ich verweigere!

Freitag, 11. September 2009

Ich muss ein Geständnis machen. Und wahrscheinlich werde ich dafür aus der Gemeinschaft der Muttertiere exkommuniziert:



Ich verweigere mich der Mutti-Uniform







Das fängt schon bei den Haaren an: Meine Mutter meinte immer, dass man ab einem gewissen Alter keine langen Haare mehr trägt. Das wär zu mädchenhaft und würde sich nicht gehören.



Pffffffffffftt.



Wenn irgendwas an mir gesund und extrem schnell wachsend ist, dann meine Haare! Da schnippel ich sie doch nicht für ne praktische Kurzhaarmamifrisur ab!




Der dazu passende JackWolfskin-ist-so-praktisch-Look ist auch nicht meins! In meinem reich gefüllten Kleiderschrank wohnt weder eine Fleeceweste, noch eine Wind-Regen-und-Wüstensand-abweisende Allwetterjacke in Bahamabeige. Bei 7/8-Hosen frage ich mich immer, wofür der praktische Verschlußbändel wohl gut ist. Was soll da nicht rausfallen? Oder reinkriechen? Und hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, dass dieses wunderbare Kleidungsstück sogar einer 1,80-Gazelle die Beine optisch verkürzt.



Ich trage Röckchen, ich lieber Kleider! Meine Shirts haben auch mal einen Ausschnitt UND meine Schuhe sind nur dann praktisch flach, wenn ich wirklich größere Strecken zurücklegen muß!



Ahhh, jetzt kommen wir zu den echten Abgründen!



Ich kann in 11 cm laufen!



Nicht, dass das jemand in den falschen Hals bekommt: 11 cm sind die absolute Ausnahme und nur bei ausgewählten Veranstaltungen. Ich bring Pippi Langstrumpf auch nicht in Highheels in die Schule. Aber ein bisschen Absatz muss schon sein.



Das liegt wahrscheinlich in der Familie - sogar meine Oma ist bis zu letzt in Pumps auf den Friedhof. Zwar mit Stock, aber sehr schick!



Ich frage mich: Muss ich meine Weiblichkeit mit dem Beginn der Schwangerschaft abgeben? Rutscht der Rest davon mit der Plazenta raus?

So ab und an gibts ja kleine Lichtblicke: Eine Freundin nutzte die Kinderwagenschiebzeit dafür, sich an hohe Schuhe zu gewöhnen und ist mittlerweile eine routinierte Pumpsläuferin.

Schade, meine Kamera muckt mal wieder - sonst hätte ich gerne mal gezeigt, was mein Schuhschrank so alles kann...






DOY: Inquisition für Mütter

Donnerstag, 10. September 2009

Ich bin ja immer der Ansicht, dass man sich das Leben nicht schwerer machen sollte, als es eigentlich schon ist. Ich hab keine Ahnung, welche Sternenkonstellation gerade auf uns wirkt, aber irgendwie hat es den Anschein, dass grad toxische Luftpartikel, das Trinkwasser oder außerirdische Strahlung uns völlig im Hirn vermatscht.
Ich berichte besser nicht aus dem Büro ...

ABER:
Der Elternabend!

Schweinegrippe. Dem Thema habe ich schon entgegengefiebert, weil es so schön polarisiert. Endlich mal ein bisschen Action zwischen "Zahlenbereich bis Hundert" und "Die Turnstunde ist zu kurz".
Also lange Ansprache zum Thema Händewaschen. 20 Sekunden sollen die lieben Kleinen ihre Tatzen einseifen. Ich kicher, weil ich kein Kind kenne, dass nicht die "1,5 Sekunden unter Wasser schwing-Methode" bevorzugt. Aber man kann ja mal hoffnungsfroh sein. Irgendjemand merkt an, dass auf den Schulklos nie Seife ist. Find ich interessant, die Lehrerin findets peinlich, der Rest der Elternschaft ist entsetzt. Frage mich kurz, warum ich das nicht weiß. Ist die tägliche Befragung mit Folter beim Kind nicht ausführlich genug?
Also, Pippimachen auf Toilette, zurück ins Klassenzimmer und dort Händewaschen mit Seife, die von Klassenkasse bezahlt wird. Quasihygienisch.
Der nächste Einwurf: Es gibt dort auch kein Toilettenpapier. Toilettenpapier muss aus Klasse mitgenommen werden, weil sonst das Papier verschwendet oder in Klos gestopft wird. Also was macht Kind in der Pause? Kein Toilettenpapier, keine Seife, kein offenes Klassenzimmer.
Kind kann also nur auf die Toilette während des Unterrichts. Und dann auch nur in Begleitung des Sitznachbarn. Kurz überlege ich, ob Mehmet tatsächlich immer mit meiner Süßen mitmarschiert. Da sie aber immer mit sauberer Unterwäsche heim kommt, überlasse ich ihr die Lösung dieses Problems und widme mich der Frage, wann mein Kind Schweinegrippe hat.
Was es ja bei den hygienischen Zuständen zwangsweise bekommt.

"Beim ersten Anzeichen der Schweinegrippe soll das Kind vom Unterricht fernbleiben" Husten, Schnupfen, Heiserkeit!
Jo, die Klassen werden im nächsten Halbjahr leer bleiben. Wir einigen uns gesetzeswidrig darauf, dass erst Fieber ein Indikator ist. Die Hälfte der Anwesenden ist entsetzt. Ich warte auf rechtliche Schritte, die mich zwingen, die tägliche Inquisition meiner Tochter doch auszuweiten und sie nicht nur einer peinlichen Befragung zu Lage von Seife und Klopapier zu unterziehen, sondern auch den aktuellen Status der Mandeln und Polypen zu überprüfen.

Was mich zum eigentlichen Problem führt: Warum konnte ein Teil der Elternschaft so genau berichten, was in der Schule vorgeht? Meine Befragungsmethoden sind wohl nicht ausgereift genug:
Beim Mittagessen stelle ich gerne folgende Frage: "Und? Wie wars heute in der Schule?"
"Gut"
"Ahhh. Und irgendwas Besonderes passiert? Hast du was Schönes erlebt?"
""
"Echt nichts Tolles passiert?"
""
Manchmal bekomm ich Fetzen mit wie "Der xy hat mich geboxt" oder "Ich bin bei der Medidingsbums eingeschlafen"
Dann wunder ich mich, dass ich den Jungennamen noch nie gehört habe und dass mein Kind in Sport meditiert. Find ich irgendwie cool.
Aber wie machen die anderen Mütter das??

Ich geh mal nach Daumenschrauben googeln...

Glasauge

Dienstag, 8. September 2009


Heute morgen hatte ich Glas im Auge. So spitze kleine Splitter, die sich beim Blinzeln neckisch an der Netzhaut reiben. Bindehautentzündung nennt man das im allgemeinen Sprachgebrauch.
Großes Aua und unschöne rotgeheulte Augen. Doof ist, dass Triefaugen auch gleichzeitig Triefnase bei mir bedeutet. Auch rot.
Ich also nicht nur gepeinigt, sondern auch noch verquollen.

Im Büro ist man mitleidig und irgendwie auch panisch, dass es die Schweinegrippe sein könnte. Okay, ich hab die Schweinsäugleingrippe. Cool.

Ich bin aber fest entschlossen, alle weiteren Symptome meiner doofen Erkältung zu ignorieren und meinen aktuellen Status nutzbringend einzusetzen:
Auf dem Elternabend!
Ha, es wird der Knaller!
Ich habe 2 mögliche Varianten:
1. Ich setze mich entspannt auf den Ministuhl im Stuhlkreis, klappe meine Knie Richtung Kinn, lege den Kopf schief und warte, dass mir die Tränen in das gekippte Auge schießen (toller Trick, was ?!).
Wenn alles so richtig triefig ist, fang ich an, richtig ekelig zu schniefen. Man darf nicht vergessen: Wir sitzen ja alle lustig im Stuhlkreis, eng an einander gekuschelt und voller Erwartung, wer sich freiwillig als Elternvertreteropfer der Meute ergibt.
Alle werden mich ekelig finden. Unzumutbar für die Klassengemeinschaft. Und indiskutabel als Elternbeirat! Jupheidi!
2. Variante 1 bis zum Einschießen der Tränen. Dann packe ich demonstrativ eine riesige Sonnenbrille aus, wahlweise meine Ersatzbrille mit den Glasbausteinen.
Ich bin ein armer Maulwurf! Und die verständnisvolle Klassenlehrerin wird sofort einsehen, dass ich mit dieser Einschränkung wohl kaum für die Sauklaue von Pippi verantwortlich gemacht werden kann. Ha!

Ich geh mal eine Runde im Selbstmitleid baden.
:-)

Jingel bells ...

Montag, 7. September 2009


Ah, endlich! Dominosteine und Lebkuchen erobern die Supermarktregale zurück! Ich bin ja eigentlich rigoroser "Vor Dezember ich das Zeug nicht"-Verfechter - bis gestern.

Mädchenwochenende. Und weil Pippi Langstrumpf eine leidenschaftliche Küche-am-Wochenende-Verwüsterin ist, hatte ich versprochen, einen richtig fetten, schokoladigen Oma-Marmorkuchen mit ihr zu backen. Leider musste ich dann während ich nach fehlenden Frühstückseiern fahndete, zerknirscht gestehen, dass ich selbige zum Backen benötigte 6 Stück am Vortag vergessen hatte. Keine Eier. Kein Marmorkuchen.
Pippi in Tränen aufgelöst.
Mama verstört und ratlos, was man ohne Eier backen könnte.

Da Pippi mittlerweile eine recht fitte Leserin und selten um schlaue Ratschläge verlegen ist, wühlte sie im Küchenschrank und beförderte eine Packung Backmischung für Weihnachtsmakronen zum Vorschein. Keine Ahnung, wann diese bei uns eingezogen ist, denn Kokosmakronen krieg sogar ich ohne Backmischung hin und wenn der Satz "Bitte fügen Sie nur Wasser hinzu" draufsteht, bekomm ich immer leichte Bedenken. So von wegen Pappmachee, Magenkleister mit Geschmacksstoffen und so...

In diesem Fall aber ein Glücksgriff, denn:
1. Kind glücklich
2. Mama glücklich
3. Makronen ziemlich lecker!!!

Und weil wir so im Hausfrauenfieber waren, haben wir gleich noch 2 Kilo Äpfel in Applegrumple verwandelt. eine Hose gekürzt, Lavendelsäckchen genäht und ein Monster designt.
Wenn das mal keine fette Ausbeute für einen Sonntag ist!

Tipp: Makronen nicht zu lange bei Temperaturen von 30 Grad draußen stehen lassen ;-)

versprochen!

Freitag, 4. September 2009

versprochen ist versprochen und ...

... wird dann halt vom Techniker auch das 20ste Mal mit Augenverdrehen gelöscht.
Arrrggghhh. Alle im Urlaub. Und heute musste ich ran mit Sprachaufnahme.

Dabei verhaspel ich mich schon beim abendlichen Vorlesen.
Ich bin Lesatheniker oder so ähnlich. Hirn und Zunge arbeiten einfach nicht zusammen und ich kann aus einem einzigen Satz Kartoffelsalat produzieren.
ABER: Cheffe wollte es nicht anders und so waren die Beschwerden auch nicht so heftig.

Jetzt weiß ich auch endlich wieder, warum ich nicht vor der Kamera sitze. Ach ja, ich erinnere mich: Irendein Dozent meinte mal, ich würde wie ein Eichhörnchen vor der Kamera wirken. Die Tierchen sind zwar possierlich aber nicht wirklich telegen. Jedenfalls nicht im seriösen Nachrichtenbereich :-)

Vielleicht nachts auf dem Teleshoppingkanal für den Verkauf von Enthaarungsmittel.
Was hatte Deutschland da ein Glück!

Schizophren

Donnerstag, 3. September 2009

Was ist heute das große Thema im Büro? "Meine Spuren im Netz". Heiss recherchiert, wild telefoniert, arme Menschen gefunden.

Und die Erkenntnis, dass man locker herausfinden kann, was ich bei Amazon im Jahr 2002 verkauft habe, was ich bei ebay so ersteiger und an welchen Projekten ich gearbeitet habe. Glücklicherweise (noch) nichts Kompromittierendes.

Da ist es doch nur logisch, dass ich gleich mal wild rumblogge?!

Schwedische Philosophie

Mittwoch, 2. September 2009

Der neue Katalog aus dem gelb-blauen Möbelhaus liegt vor mir und wirft einige Fragen auf:

1. Welchen logistischen Kriterien folgt die Auslieferung und

2. welche Zielgruppe soll er ansprechen?


Zu 1: Warum er nicht in meinem Briefkasten landet ist schon klar: Das "Bitte keine Werbung"-Aufkleberchen wurde wahrscheinlich erst NACH der Auslieferung von gewitzten Kinderfingerchen abgeknibbelt. Und jetzt bekomm ich lustige Zeitungen von Teppichhändlern und Supermärkten, aber leider nicht von den Schweden.

Aber: Warum sind sie in Ober-Olm, Innenstadt schon seit einer Woche da? Im Schwarzwald, am Ende der Welt sogar schon seit 2? Warum kommt er heute nach Lerchenberg und ist noch nicht im Taunus? *Grübel


Zu 2: Hat jemand schon mal in den Katalog reingeschaut?

Die meisten Seiten zeigen vollgestopfte, dunkle Zimmer. Regale voller Ordner, Tische voller Malsachen, Menschen, die schon volle Kleiderschränke bestücken.

MMMMMMMMMHHHHHH


Welches tiefere Marketingziel wird hier verfolgt? "Liebe Messies, wir können sogar euren Wust ordentlich wegstapeln"?

Wollen wir nicht viel eher die Illusion haben, dass großzügiges Wohnen machbar ist - auch wenn wir nur eine Studentbude haben oder mit 2 Kindern in 3 Zimmern leben? Klar hat jeder Steuerordner unterzubringen. Aber möchte man schon im Katalog sehen, wie unattraktiv sie im Regal aussehen werden?


Vielleicht gehör ich nicht mehr zur Zielgruppe, vielleicht bin ich zu alt, zu spießig.

Sei`s drum.

Ich hätt jetzt Lust auf Kötbollar.

In meiner ordentlichen Küche.

 

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